Was Wicked anders macht

Wicked erzählt die Vorgeschichte des Klassikers Der Zauberer von Oz. Die Handlung wird aus der Sicht von Elphaba erzählt, die später als böse Hexe des Westens bekannt sein wird. Sie ist die Tochter des Gouverneurs von Manschinkland und wurde mit grüner Haut geboren. Wegen ihres ungewöhnlichen Aussehens wird sie oft ausgeschlossen und gemobbt. An der Glizz-Universität lernt sie die reiche, verwöhnte Galinda kennen. Die beiden teilen sich ein Zimmer und können sich nicht leiden. Im Laufe des Films wird aus der gegenseitigen Abneigung aber eine Freundschaft.

Und genau dies ist die Stelle, an der Wicked einiges anders macht. Denn die Freundschaft von Elphaba und Galinda entsteht aus einem Missverständnis. In vielen anderen Geschichten dienen Missverständnisse dazu, Konflikte und einen Bruch zwischen Charakteren herbeizuführen. Bei Wicked ist es genau umgekehrt. Ein Irrtum führt hier nicht zu einem Konflikt, sondern löst diesen auf. Etwas Gutes entsteht dort, wo sonst Zwietracht gesät wird.

Im konkreten Fall führt eine Kette von Ereignissen zur Freundschaft der beiden. Alles beginnt damit, dass einige Studenten von Glizz die Ozkothek besuchen möchten. Galinda bittet ihren unliebsamen Verehrer Moq darum, die kleine Schwester von Elphaba zum Tanz in die Ozkothek mitzunehmen. Moq denkt, dass er Galinda damit einen Gefallen tut und in ihrer Gunst steigt. Dabei wollte Galinda ihn mit ihrer Bitte nur loswerden, damit sie ungestört mit Fiyero herumturteln kann.
Elphabas Schwester Nessarose hingegen denkt, dass Moq nur zu schüchtern war, um sie einzuladen, und Galinda ihm Mut gemacht hat. Sie ist überglücklich und erzählt ihrer Schwester, dass sie sich gerne bei Galinda bedanken würde.

Elphaba lässt sich von Nessarose überzeugen, dass Galinda vielleicht doch nicht so unausstehlich ist, wie sie dachte. Sie sucht Galinda auf und lässt sich von ihr überreden, auch in die Ozkothek zu kommen. Außerdem schenkt ihr Galinda einen Hut, den sie auf der Party tragen kann. Elphaba denkt, dass Galinda ihr ein nettes Geschenk macht, dabei hat Galinda nur im Sinn, Elphaba mit dem Hut lächerlich zu machen.
Nach diesem Gespräch ist Elphaba vollkommen überzeugt davon, dass Galinda ein netter Mensch ist, und möchte sich bei ihr bedanken. Deshalb bittet sie Madame Akaber, auch Galinda in den Zaubereikurs aufzunehmen, den Elphaba besucht. Denn Galindas größter Wunsch ist es, eine Magierin zu werden.

Madama Akaber eilt daraufhin in die Ozkothek und teilt Galinda mit, dass sie sie auf Elphabas Bitte hin ebenfalls in Zauberei unterrichten werde. Zur gleichen Zeit trifft Elphaba ein und wird für ihren Hut verspottet. Sie überspielt ihre Scham und Verletztheit und tanzt einsam im Kreis der Menge.

Galinda schämt sich dafür, dass sie Elphaba so übel mitgespielt hat, nachdem sich diese für sie eingesetzt hat. Sie wagt sich auf die Tanzfläche und tanzt mit ihr. Elphaba ist nicht mehr allein und Galinda beendet durch ihr Handeln die Ausgrenzung und das Mobbing von Elphaba. In diesem Moment werden die beiden zu Freundinnen.

Wie man sieht, kommen eine Menge Missverständnisse zusammen. Moq versteht Galinda falsch, Nessarose missinterpretiert Moqs Einladung und Galindas guten Willen und Elphaba fasst Galindas Geschenk falsch auf.

Der Usprung dieser Irrtümer ist Galinda. Deshalb bekommt sie passenderweise auch die Rolle, das von ihr verursachte Leid wieder aufzulösen. Alternativ hätte sie Elphaba auch im Stich lassen und mit dem Mobbing fortfahren können. Die Beziehung zwischen Elphaba und Galinda wäre dadurch wahrscheinlich nicht mehr zu retten gewesen und sie hätten einander für den Rest ihres Lebens gehasst. Doch Wicked geht einen anderen Weg. Die Missverständnisse enden mit der Auflösung des Konfliktes und dem Beginn einer Freundschaft.

Wicked ist damit ein schönes Beispiel für eine Geschichte, die ausgelutschte Klischees vermeidet.

Bildquelle: Pointy hat icon by  under CC BY 3.0

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